Im letzten Jahr hatten wir bereits über den Feuerwehrbedarfsplan berichtet. Ein solcher Feuerwehr-Bedarfs-Plan muss gemäß Vorgabe des Landes Baden-Württemberg von jeder Feuerwehr erstellt werden. Der Bedarfsplan wird vom Innenministerium gefordert, um eine detaillierte Planungsgrundlage für die Vergabe von Mitteln und Zuschüssen aus dem Landeshaushalt zu begründen. Auch der Gemeinderat in Stutensee erhob 2005 eine solche Forderung bzgl. einer Überarbeitung des bestehenden Bedarfsplans aus dem Jahr 1999, um über den weiteren Einsatz von Mitteln entscheiden zu können.
Die aktuelle Version des Bedarfsplanes wurde nun von Oberbürgermeister Klaus Demal und Kommandant Klaus Fehrer unterschrieben und wird hier zum Download bereitgestellt.
Die Grundlagen eines solchen Feuerwehr-Bedarfs-Planes sind die Vorgaben des Innenministeriums sowie die Leistungsfähigkeit einer Gemeindefeuerwehr. Grundlagen wiederum zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit einer Feuerwehr sind Bemessungswerte wie „Eintreffzeit“, „Einsatzmittel“ und „Einsatzkräfte“. Es wurde die Problematik der tageszeitabhängigen Schwierigkeiten, bezüglich der vorhandenen Mannschaftsstärke, angesprochen. Diese Mindeststärke ist bei der Tagesalarmsicherheit an der Grenze angelangt. Es besteht die Gefahr, dass Fahrzeuge nicht mehr ausrücken können. Auf Grund des demographischen Wandels und der immer stärkeren Belastung am Arbeitsplatz wird sich diese Situation im kommenden Jahrzehnt noch drastisch verschärfen. Weiter sind noch die anstehenden notwendigen Neu- und Umbauarbeiten an den Feuerwehrhäusern Friedrichstal, Spöck und Staffort zu betrachten und auch die anstehenden Ersatzbeschaffungen für Fahrzeuge der Feuerwehr Stutensee in den nächsten 10 Jahren mussten in die Planungen mit einfließen.
Der ausführliche Bericht kann unter Infobrief 1/07 nachgelesen werden.
1½ Jahre nach der ersten Vorstellung des Entwurfes des Feuerwehrbedarfsplanes der Freiwilligen Feuerwehr Stutensee ist es selbstverständlich interessant wieder einmal nachzufragen und die neuesten Informationen über diese Entwicklung zu bekommen. Aus diesem Grund werden heute unser Kommandant Klaus Fehrer, 1. stellvertr. Kommandant Tobias Friese und 2. stellvertr. Kommandant Frank Giraud erneut Frage und Antwort stehen.
Was lief in den letzten 1½ Jahre bezüglich des Feuerwehrbedarfsplanes?
Klaus und Tobias: Nachdem Mitte 2006 mit der Ausarbeitung des Bedarfsplanes begonnen und dem Gemeinderat der Sachstand auf der Klausurtagung im November 2006 vorgestellt wurde, ist dieser Plan im Januar und Februar 2007 in den einzelnen Abteilungen präsentiert worden. Im März 2007 hat der Feuerwehrausschuss im Beisein von Oberbürgermeister Klaus Demal und Kreisbrandmeister Thomas Hauck dem Feuerwehrbedarfsplan mehrheitlich zugestimmt. Nach einer umfangreichen Abstimmung mit den verschiedenen beteiligten Parteien, wurde der Bedarfsplan im Oktober 2007 der Verwaltung übergeben. Die Beratung im Ausschuss für Verwaltung und Soziales fand Mitte Februar 2008 statt. Am 31.03.08 schließlich wurde der Feuerwehrbedarfsplan im Gemeinderat beraten und der Empfehlung der Feuerwehr Stutensee mehrheitlich zugestimmt.
Welche Zeitspanne ist denn nun tatsächlich angedacht, den Feuerwehrbedarfsplan umzusetzen und gibt es schon einen Standort für das neue Feuerwehrhaus?
Klaus: Wie im Bedarfsplan erläutert, sehen wir einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren zur Umsetzung als realistisch an.
Frank: Es ist natürlich dringend notwendig die Zeit bis zur Umsetzung zu nutzen, um die Menschen zusammenzubringen. Dies wollen wir erreichen durch gemeinsame Übungen und Aktivitäten, eine gemeinsame Ausbildung sowie sportliche Veranstaltungen und weitere Aktionen.
Ein solch großes umfangreiches Projekt ist nicht in kurzer Zeit umsetzbar und setzt eine intensive gemeinsame Planung voraus.
Tobias: Da jetzt erst über den Bedarfsplan positiv abgestimmt wurde, kann auch erst jetzt mit der Planung und Standortsuche begonnen werden.
Klaus: Infrastrukturelle Voraussetzungen müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Frage der Erreichbarkeit und die Eintreffzeiten in den Stadtteilen. Letztendlich müssen Eigentumsverhältnisse und Grundstücke im Besitz der Stadt ermittelt werden. Eine wichtige vorbereitende Maßnahme ist die Erstellung eines Raumkonzeptes bzw. eines Raumbedarfsplanes. Dies möchten wir mit Unterstützung eines Arbeitskreises mit Mitgliedern aller Abteilungen in Stutensee aufstellen. Es ist natürlich klar, dass die Raumbedarfsplanung und die Größe des Grundstückes im gleichen Verhältnis stehen müssen.
Wie soll bei einem gemeinsamen Standard zukünftig die Alarmierung erfolgen?
Frank: Wir praktizieren heute schon eine gemeinsame Alarmierung mit allen vier Abteilungen und werden das auch in Zukunft so handhaben. Natürlich wird die zukünftige Alarmierung auch von Ausbildung, Verfügbarkeit, insbesondere am Tage und technischer Ausrüstung abhängig gemacht werden.
Klaus: Eine Alarmierung muss stets bedarfsgerecht erfolgen. Zu wenige Feuerwehrleute zu alarmieren wäre fatal.
Weiterhin auf Rendezvoussysteme zu setzen, bei denen nicht gewährleistet ist, dass die Fahrzeuge überhaupt mit Personal, das über die geeignete Ausbildung verfügt (Atemschutz, Führungskräfte, Maschinisten) besetzt werden können, wäre grob fahrlässig.
Frank: Eine weitere Herausforderung, die uns die Harmonisierung Europas gebracht hat, ist das Thema „Fahrerlaubnisklassen“. Die jungen Leute bei uns in der Feuerwehr, die standardmäßig den Führerschein Klasse B erwerben, sind praktisch nicht mehr in der Lage Feuerwehreinsatzfahrzeuge zu führen, ausgenommen natürlich unsere MTWs. Der Erwerb, der Fahrerlaubnisklasse C ist natürlich mit hohen Kosten und einem hohen Zeitaufwand verbunden.
Wie ist die Entwicklung des Fuhrparks geplant?
Klaus: Um die Schlagkraft der Feuerwehr Stutensee zu erhalten, ist in Summe keine Verringerung der Anzahl der Fahrzeuge geplant. Es ist jedoch erforderlich, die Anzahl der Sonderfahrzeuge zu erhöhen. Mit der Drehleiter und dem GW-Atemschutz wurde hier auch schon der erste Schritt vollzogen. Die Fahrzeugplanung für den Zeitraum der nächsten fünf Jahre kann im Feuerwehrbedarfsplan nachgelesen werden.
Im Feuerwehrbedarfsplan wird erwähnt, dass durch diese Umstrukturierung auch die Attraktivität des Feuerwehrdienstes gesteigert werden soll? Wie ist dies genau angedacht?
Tobias: Das Ziel ist, die Feuerwehr Stutensee langfristig modern, attraktiv und leistungsfähig zu machen. Eine tragende Säule der Feuerwehr ist die Ausbildung. Diese wird durch moderne Übungsmöglichkeiten und die Schaffung der dazugehörigen Infrastruktur (Übungsgelände) immens aufgewertet werden. In den Bereichen Werkstätten und Instandhaltung werden wir die Möglichkeit haben, die momentanen unhaltbaren Zustände grundlegend zu verbessern.
Klaus: Die Veränderung der Arbeitswelt wird mittel- bis langfristig die Anzahl der Home-Office Arbeitsplätze in unserer Gesellschaft stark erhöhen. Die Schaffung von solchen Bildschirmarbeitsplätzen wird es dem Einen oder Anderen durchaus ermöglichen, für seinen Arbeitgeber aus einem modernen Feuerwehrhaus heraus, seine Arbeit zu erbringen und bei Einsätzen die Tagalarmstärke signifikant vergrößern.
Heutzutage ist es wichtig auch den sozialen Faktor herauszustellen. Umso wichtiger ist es, unseren Kameraden, über die feuerwehrtechnischen Einrichtungen hinaus, ein Angebot in Form einer gemeinsamen Begegnungsstätte mit verschiedenen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzubieten. Auch die Einbindung der Familie wird dadurch möglich sein.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!