Verletzte aus einem brennenden Haus retten oder Todesopfer aus ausgebrannten Wohnungen oder total zerstörten Unfallwagen bergen – Feuerwehrleute und Rettungssanitäter sind immer an vorderster Front. Auch beim Amoklauf in Winnenden war das so. Häufig sind es Extremsituationen, denen die Einsatzkräfte ausgesetzt und die psychisch nur schwer zu verarbeiten sind. Doch wer hilft den Helfern? Bereitet die Ausbildung freiwilliger Feuerwehrleute gezielt darauf vor, mit solchen Extremsituatuionen fertig zu werden?\n\n„Bislang eher nicht“, räumt Thomas Hauck, Kreisbrandmeister im Landratsamt Karlsruhe, auf Nachfrage der BNN ein. “Auf diesem Gebiet gibt es wenig Angebote”. Allenfalls Führungskräfte werden für solche Situationen sensibilisiert, erläutert Michael Seidt, Sachgebietsleiter Menschenführung und psychologische Grundlagen an der Landesfeuerwehrschule Bruchsal.\n\nNach seelisch belastenden Einsätzen steht es besser um entsprechende Hilfsangebote: Feuerwehrleute erhalten dann – sofern sie das wünschen – Beratung und Begleitung. So genannte Fachberater Seelsorge übernehmen dann feuerwehrintern diese Aufgabe. Hauck zufolge waren das Anfangs zunächst ehemalige Kommandanten und Lehrer, die das Vertrauen der Kameraden hatten. Inzwischen gehören aber auch Profis wie Ärzte oder Psychologen diesen Teams an. Landesweit gibt es Seidt zufolge mittlerweile rund 500 solcher Fachberater. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe kümmern sich etwa 15 Fachberater um traumatisierte Feuerwehrangehörige. Auch der DRK-Kreisverband Karlsruhe bietet den Rettungskräften die Möglichkeit, nach extremen Einsätzen eine psychologische Betreuung zu erhalten.\n\n„Wir müssen auch nach den eigenen Leuten schauen und wachsam sein, dass sie keinen Schaden nehmen“, betont der Kreisbrandmeister. Wird ein Fachberater gebraucht, ist er in der Regel auch beim Einsatz dabei. Hauck zufolge ist eine seelsorgerische Betreuung von Feuerwehrleuten 20- bis 30-mal pro Jahr erforderlich. Neben den Fachberatern Seelsorge gibt es auch Notfallseelsorger, die von den Kirchen bestellt werden und sich in erster Linie um Opfer und Angehörige kümmern. „Sie übernehmen Aufgaben, bei denen ein Feuerwehrmann überfordert wäre“, sagt Hauck und nennt als Beispiel das Überbringen von Todesnachrichten an Angehörige. Hinzu kommt das Einsatznachsorgeteam zur psychosozialen Betreuung von Einsatzkräften. Hauck hält es für schwierig, den Umgang mit Extremsituationen in die Feuerwehrausbildung aufzunehmen. „Das ist schwer, weil jeder Mensch unterschiedlich ist“, sagt er. Doch es müsse ein Ziel sein, Einsatzkräfte dazu zu bringen, Hilfe anzunehmen, wenn sie sie brauchen, betont der Kreisbrandmeister.
Quelle: BNN, 17. März 2009, Michael